«Das neurodiverse Klassenzimmer und seine pädagogischen Potenziale»
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Input-Referat Mirjam Schlesinger:
ADHS & Autismus
Was bedeuten diese beiden Diagnosen für die Klassenorganisation?
Um zu wissen, was im Klassenzimmer Kindern mit ADHS und Autismus dient, werden zuerst die beiden Störungsbilder differenziert. Ein kurzer Abriss über die jeweiligen unterschiedlichen Kernmerkmale sowie ihre Gemeinsamkeiten hilft zu verstehen, was im neurodiversen Klassenzimmer zur Förderung aller beiträgt und was hemmt. Darauf aufbauend, werden die verschiedenen Tätigkeiten näher beleuchtet, die häufig zu Schwierigkeiten und Fehlverhalten führen. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis der Autorin wird erläutert, was zum Gelingen von Hausaufgaben, Gruppenarbeiten, Prüfungen, Vorträgen sowie von Ausflügen, Lagern und Sportunterricht beiträgt. Es wird weiter aufgezeigt, was zu Schulabsentismus führt und wie dieser vermieden werden kann.
Das Inputreferat will Verständnis für neurodiverse Kinder wecken und verdeutlichen, dass ein angepasster Unterricht für niemanden Nachteile bringt, aber für alle förderlich ist. In diesem Referat werden aber auch die Grenzen einer sinnvollen Integration und die Chancen eines frühen Einbezugs der Eltern und Betreuungspersonen angesprochen. Grundlegendes Wissen über Neurodiversität hilft den Lehrpersonen und Heilpädagoginnen und Heilpädagogen die herausfordernden Gegebenheiten gut zu meistern.
Zur Referentin
Mirjam Schlesinger arbeitet seit rund 15 Jahren mit Menschen aus dem neurodiversen Formenkreis und verfügt dadurch über einen tiefen Erfahrungsschatz. Sie berät Schulen und Institutionen, arbeitet als Autismus-Coach für die IV und unterstützt Familien als Case-Managerin. Sie sorgt immer wieder für unkonventionelle Lösungen, die letztlich zu nachhaltigem Fortschritt führen. Im familiären Kontext kam sie schon in ihrer Kindheit mit dem Thema in Berührung und hat selbst zwei neurodiverse Kinder grossgezogen.
Referate Selbstbetroffene:
Léonie Schlesinger
Léonie Schlesinger ist 26 Jahre alt und studiert angewandte Psychologie im Master. Ihr Werdegang ist speziell: Nur drei Jahre Volksschule und dann Sonderschule bis anfangs 8. Klasse, schlussendlich Schulverweigerung. Sie lernte trotzdem Köchin EFZ, allerdings an vier verschiedenen Orten. Ihre Diagnosen sind vielfältig: ASS mit PDA, Irlen-Syndrom und Hochbegabung mit fotographischem Gedächtnis. Trotz ihrer stark eingeschränkten Lesefähigkeit aufgrund des Irlen-Syndroms ist sie heute eine selbständige junge Frau, die zielgerichtet ihre berufliche und persönliche Zukunft aufbaut.
Helena Weibel
Helena Weibel ist 39 Jahre alt und arbeitet als Medizinische Masseurin mit eidg. Fachausweis. Ihr Werdegang ist aussergewöhnlich: Trotz massiver Einschränkungen im Verstehen von Kommunikation und in der Wahrnehmung hat sie einen Doktortitel in der Chiropraktik erlangt. Die Berufsbewilligung wurde ihr nie gegeben, weil sie die Verbandsprüfungen wegen sprachlicher Barrieren nicht bestehen konnte. Sie ist spät-diagnostiziert und lernt erst jetzt langsam, wie man sich gegen zu viel Wahrnehmung schützen und sich einigermassen gut im Leben zurechtfinden kann. Sie hat die Diagnose ASS und ist hochbegabt, mit fotographischem Gedächtnis und Synästhesie.